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Stadt Stühlingen (Druckversion)

Stühlingen im Wandel

Stühlingen im Wandel

Nichts hat die Stadt so sehr verändert wie die verkehrstechnische Entwicklung und die hiermit verbundene Industrialisierung: 1875 wurde Stühlingen z.B. an das Eisenbahnnetz angeschlossen, 1905 eine zentrale Wasserversorgung aufgebaut, 1909 ein elektrisches Stromnetz errichtet.

In der Folge entstanden zahlreiche neue Betriebe aus Handel, Handwerk und Gewerbe. All diese Werkstätten und Kleinindustrien (u.a. Zwirnerei, Kalk- und Gipswerk, Schraubenfabrik) aber auch Arztpraxen, Apotheke, Banken sowie Gaststätten und Geschäfte aller Art veränderten vor allem das Gesicht der Unterstadt. „Städtle“ und „Dorf“ (als „Grenze“ zwischen beiden galt die etwa in der Mitte errichtete Nepomukstatue) wuchsen immer weiter zusammen. Während sich aber die verkehrsgünstig gelegene Unterstadt hierdurch in ihrem Erscheinungsbild stark veränderte, behielt die Oberstadt mit Sebastianskapelle (1667), Loretokapelle (1681) und Kapuzinerkloster (1743) größtenteils ihren „alten“ Charakter. Einen Beitrag hierzu leistete ab 1959 zweifels los auch die Umgehungsstraße B 314 (weiterer Ausbau 1997), die die enge Stühlinger Ortsdurchfahrt vom Durchgangsverkehr entlastete.

Dieser positiven Entwicklung standen aber auch immer wieder Rückschläge entgegen, so z.B. der Abzug einer ganzen Reihe öffentlicher Einrichtungen und Dienststellen – und dies bis heute:
So wurde 1857 das Bezirksamt Stühlingen aufgehoben, 1922 das Hauptsteueramt, 1923 das Notariat. 1935 verlor Stühlingen das Stadtrecht (das es erst 1950 wieder erhielt), 1970 wurde das 1929 gebaute Krankenhaus an den Landkreis übergeben (von dem es 2004 an das Hegau-Hochrhein-Bodensee-Klinikum überging), 1975 wurde der Bahnhof stillgelegt, 2004 der Polizeiposten und die Post geschlossen.

Aber: Wirtschaftliche, bevölkerungspolitische und kulturelle Entwicklungen verlaufen in Wellen. Manches verschwindet, Neues bricht auf. Immer wieder gelingt es den Stühlingern, Gegenwarts- und Zukunftsaufgaben erfolgreich zu bewältigen.

Aus dem Tief der Zeit nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg z.B. erwuchsen Wille und Kraft zum Neuanfang: 1950 entstanden die ersten Häuser der Rappenhaldesiedlung, eines Neubaugebiets, das vielen Einheimischen und den zugezogenen Heimatvertriebenen ein neues Zuhause bot. 1957 wurde die Landwirtschaftschule gebaut, 1959 der Kindergarten. Schwimmbadbau (1960), Bau der Leichenhalle (1962), Schulhausneubau (1966), Erstellung eines neuen Feuerwehrgerätehauses (1969, Erweiterung 2000), der Bau einer Mehrzweckhalle mit integrierter Stadtbücherei (1978/ 1980), die Inbetriebnahme einer neuen Kläranlage (1984) sowie der Neubau des Hochbehälters Riese (1991) und der Realschule (1997) waren ebenso Stationen einer erfolgreichen Stadt- und prosperierenden Wirtschaftentwicklung wie der Neubau des Bauhofes (2001) und der 2006 erfolgte Gasanschluss. 2008 entstand ein Pflegeheim („Brunnenwiesen“). Seit 2011 wird an einer neuen Kindertagesstätte gebaut, die unmittelbar an das Schulzentrum anschließt (GHRS), das infolge abnehmender Schülerzahlen einem strukturellen Umbruch entgegensieht.

Wegen erhöhten Wohnraumbedarfs wurde zwischen 1967 und 2009 eine Reihe von Neubaugebieten erschlossen.Auch neue Gewerbeflächen entstanden (Sulzfeld I, 1972 und Sulzfeld II, 1998), desgl. Gewerbegebiete im Gewann Scheuebuch auf dem ehemaligen Heimburgerareal (2005), sowie zwischen Bahndamm und B314 (2007/2008), was zur Etablierung zahlreicher neuer Betriebe führte.
Initiiert vom 1987 gegründeten Handels- und Gewerbeverein (HGV) entstanden 1989 der „Stühlinger Frühling“ und 2009 der „Stühlinger Herbst“ – eine jeweils mehrtätige Leistungsschau für lokale und regionale Anbieter (Fachgeschäfte und Direktvermarkter). Diese Plattform für Gewerbetreibende aus Stühlingen und Umgebung mit Flaniermeile, Informationsmöglichkeiten und Unterhaltung kommt mit ihren Angeboten bei Alt und Jung gut an und ersetzt die früheren Jahrmärkte.

Mit der Stadtsanierung (2007-2010) gelang u.a. durch die Neugestaltung der Hauptstraße und des Kirchvorplatzes eine Verschönerung des Ortsbildes, wozu auch das Offene Bürgerforum (OBS) und der Verein „Streetsart“ durch die Installation von Kunstwerken im öffentlichen Raum ihren Beitrag leisteten.

http://www.stuehlingen.de//de/fuer-buerger/geschichte/stuehlingen-im-wandel